Es gab und gibt in meinem Leben immer irgend etwas, was mich begeistert, fasziniert, fesselt und lebendig hält. Als Kind war es z.B. das Schifahren lernen mit den übergroßen Schuhen, von denen ich geschrieben habe, oder das Traktorfahren. In meiner Jugend war es vor allem das Schachspielen und mein Engagement im Glauben an Gott.

Meine ganz große Leidenschaft in den letzten 35 Jahren ist Ingrid. Mit ihr ein Paar zu sein und sie jeden Tag immer noch ein bisschen besser kennen zu lernen und zu erforschen, sie in ihrem Sein begleiten zu dürfen, ist überhaupt das größte Geschenk, das ich mir vorstellen kann. Dafür bin ich heute noch jeden Tag dankbar. Sie ist die einzige wirkliche Leidenschaft, die sich beständig durch all die Jahrzehnte zieht und es scheint, als würde sie immer noch intensiver und größer werden.

Über lange Strecken waren es die Herausforderungen in der Firma, natürlich auch das Heranwachsen unserer Kinder, oder so mancher Fortschritt bei einem der regelmäßig wechselnden Hobbys, was mich am Abend glücklich einschlafen ließ. Nicht zuletzt war unser Engagement bei Marriage Encounter eine der größten Leidenschaften, in die Ingrid und ich unsere ganze Aufmerksamkeit, Energie und Zeit investierten.

„Leben volle Kanne“ ist für mich nicht nur ein Spruch, sondern eine Lebenseinstellung, die ich mir bis heute weitgehend behalten konnte.
Meine/unsere Hobbys waren nie von langer Dauer, aber immer extrem intensiv. Ebenso, wie ich einige Jahre jede freie Minute in das Lernen der
Steirischen Harmonika investierte (auch wenn ich dafür kein Talent hatte), fuhren wir mit dem Motorrad jede einzelne der österreichischen Passstraßen ab, zogen durch die Dolomiten und umrundeten Korsika mit unbändiger Faszination und Freude.

Nach drei Jahren hatten wir dieses Thema durch und ersetzten das Motorrad mit dem E-Bike. Im ersten Jahr sollten es gleich mal 10.000 km und 100.000 Höhenmeter sein, die wir in etwa fuhren, anschließend richteten wir uns unseren Ausflugsbus ein und seit zwei Jahren fasziniert mich die Fotografie. Ich könnte stundenlang vor dem Bildschirm sitzen und nur ein einziges Foto anschauen, welches mir gut gelungen ist und schlafe mit dieser Freude am Abend auch oft ein.

Ich beobachte, dass manche Menschen ein halbes Leben nach der einzig richtigen Leidenschaft suchen, um diese dann festzuhalten, obwohl der Reiz daran längst verflogen ist. Wieder andere haben viele Hobbys, viele sogenannte Freunde und es fehlt ihnen aber die Zeit, sich für etwas mit voller Leidenschaft zu engagieren, womit das Leben dann entweder ziemlich flach oder stressig verläuft. Mein Zugang war und ist es, möglichst keine halben Sachen zu machen und meine Energie und Leidenschaft darauf zu konzentrieren, was mir am wichtigsten ist. Meistens gelingt es mir recht gut, alles andere weitgehend wegzulassen. Damit hatte ich in meinem Leben auch nie wirklich zu wenig Zeit, worüber viele meiner Bekannten ständig klagten.

Wenn eine meiner Leidenschaften es nicht mehr Wert ist, so bezeichnet zu werden, dann gibt es auch kein Festhalten, sondern es darf sich Neues entwickeln. Für mich persönlich ist diese offene und nach vorne gerichtete Haltung ein wichtigster Baustein für ein glückliches Leben.